Zukunft der Trinkwasserversorgung - SPD-Fraktion stimmt erneut für Eigenversorgung

Veröffentlicht am 31.08.2017 in Fraktion

In den vergangenen Wochen und Monaten war immer wieder von zu hohen Nitratwerten in den Trinkwasserquellen von Groß-Umstadt zu hören. Trotz Initiativen zur Verbesserung der Situation, wie die Beratung der Landwirte durch die AGGL, konnte bisher aber keine Trendumkehr eingeleitet werden; die Werte der Brunnen im Bereich der Haxenmühle steigen weiterhin und es ist nicht davon auszugehen, dass eine Erholung in nächster Zeit einsetzen wird. 

Um das Problem nun endlich in den Griff zu bekommen, ist dringend eine Entscheidung notwendig, die grundsätzlichen Charakter hat. Seit längerem schon diskutieren wir in der SPD über mögliche Varianten zur Trinkwasserversorgung und im April hatten wir die Entscheidung der Fraktion kundgetan, für die eigene Trinkwasserversorgung und den Bau einer eigenen Filteranlage zur Verbesserung der Trinkwasserqualität zu stimmen (Odenwälder Bote vom 9. Mai 2017). Zu diesem Zeitpunkt sprachen wir über den Bau einer Filteranlage mit Umkehrosmose oder den Wasserzukauf vom ZVG Dieburg. Die Entscheidungsgrundlage änderte sich jedoch kurz vor der Stadtverordnetenversammlung im April, als der ZVG kurz zuvor ein neues Angebot abgegeben hatte. Deshalb müssen wir nun über folgende Alternativen entscheiden: Beitritt zum Zweckverband oder Erhalt der eigenen Trinkwasserversorgung (mit Bau einer Filteranlage). 
 

Hierfür hat die Stadtverordnetenversammlung fraktionsübergreifend eine Entscheidungsmatrix gefordert, die beide Alternativen gegenüberstellt und eine Grundlage für die Entscheidung über die Zukunft unserer Trinkwasserversorgung bietet. Beispielsweise zeigt sich dadurch, dass es keine nennenswerten Unterschiede des Wasserpreises von ZVG und Groß-Umstadt gibt. Nach intensiver Analyse zeigt sich aber, dass die eigene Trinkwasserversorgung zum gegenwärtigen Zeitpunkt die bessere Wahl ist:

1. Der Zeitpunkt des Beitritts wäre aktuell falsch. Zwar lockt der Zweckverband mit günstigen Konditionen, die man möglicherweise so nicht mehr bekommen würde, doch es besteht kein Grund zum Beitritt. Denn die Infrastruktur unserer Wasserversorgung ist in einem sehr guten Zustand und weit entfernt davon marode zu sein. Auch das zuständige Personal ist bestens ausgebildet und weiß mit den Herausforderungen kompetent umzugehen. Von einer Überforderung kann keine Rede sein. Der Bau einer eigenen Filteranlage kann außerdem das Nitrat im Wasser reduzieren und eine einwandfreie Trinkwasserqualität garantieren.

2. Nach unserem Verständnis von kommunaler Selbstverwaltung  sollte man Aufgaben erst dann an eine höhere Ebene abgeben, wenn man diese selbst nicht mehr mit vertretbarem Aufwand leisten kann. Auf diesem Prinzip ruht unsere staatliche Organisation von Kommune, Kreis, Bundesland, Bundesrepublik und Europäischer Union. Demnach sollte die Trinkwasserversorgung in den Händen von Groß-Umstadt liegen, so lange wir diese elementare Aufgabe der Daseinsvorsorge selbst leisten können.

3. Der Bau einer Filteranlage mit Umkehrosmose ist wesentlich schneller umzusetzen als der Beitritt zum ZVG und der damit einhergehende Anschluss an deren Wasserversorgung. Bereits in diesem Jahr könnte der Bau der Filteranlage in die Wege geleitet werden und wäre bereits ab 2019 bereit für die Inbetriebnahme. Außerdem ist die Anfälligkeit durch die eigene dezentrale Wasserversorgung wesentlich geringer als durch die Versorgung durch den Zweckverband, wodurch das Sicherheitsrisiko nur unnötig steigen würde. 

4. Auch die sinkende Wasserhärte spricht für den Erhalt der eigenen Trinkwasserversorgung. Denn durch den Bau der Filteranlage würde die Wasserhärte deutlich auf 8,7 °dH sinken, während sie beim ZVG bei ca. 12,5 °dH liegen würde.

5. Außerdem lässt sich durch die Eigenversorgung besser auf andere Parameter, wie z.B. Biopharmaka und Pflanzenschutzmittel reagieren, da die Filteranlage mit Umkehrosmose sämtliche künftige „Problemstoffe“ entfernen würde.

6. Durch den Beitritt zum ZVG verringern sich unsere Mitbestimmungsmöglichkeiten bei allem was die Trinkwasserversorgung angeht, weil nicht nur wir, sondern auch alle anderen Mitglieder mitbestimmen. Dadurch kann es durchaus möglich sein, dass unsere Vertreter aus Groß-Umstadt überstimmt werden könnten und die Möglichkeit bestehen könnte, den Zweckverband einem privaten Versorger zu übergeben. Eine Option des Austritts bei einem solchen Fall will der ZVG uns nicht gewähren. Bleiben wir Eigenversorger, bestimmen wir selbst über die Zukunft unserer Trinkwasserversorgung und niemand sonst. 


Innerhalb der SPD hat sich in einem langen Prozess eine klare Meinung zu diesem Thema herausgearbeitet, die auch durch die zurückliegende Bürgerversammlung vom 24. April 2017 beeinflusst und verstärkt wurde. Wir möchten die Hoheit über das kostbare Gut Wasser behalten! 

Deshalb haben wir in unserer Fraktionssitzung vom 21. August 2017 erneut für die Eigenversorgung gestimmt und dies auch in der Stadtverordnetenversammlung am vergangenen Donnerstag, den 31. August 2017, wiederholt. 

Für uns Sozialdemokraten überwiegen die Vorteile der Eigenversorgung, durch die wir in Groß-Umstadt das Problem der steigenden Nitratwerte selbst lösen und weiterhin eine sehr gute Trinkwasserqualität garantieren können. Schließlich sind wir die flächenmäßig größte Kommune im Landkreis und bleiben damit autark; ein positiver Umstand mit dem man sich als Bürgerin und Bürger dieser Stadt durchaus identifizieren kann. 

Wir Sozialdemokraten sehen es aber auch als Pflichtaufgabe an, dass die Wasserschutzgebiete weiterhin Bestand haben und das Grundproblem „Nitrat“ nachhaltig gelöst wird. Hier sind natürlich auch die Landwirtschaft und der Gesetzgeber in der Pflicht. Eine neue Düngeverordnung ist vor kurzem verabschiedet worden.. Aber wir haben auch gelernt, dass eine Maßnahme, die heute zu greifen beginnt, erst in Jahren Erfolge zeigen wird. Diese Perspektive wollen wir jedoch behalten.

Und eines steht doch fest: Wären die Nitratwerte nicht gestiegen, würden wir einen Beitritt zum ZVG aktuell doch gar nicht in Betracht ziehen. Solange wir das Nitrat-Problem selbst lösen und unsere Infrastruktur der eigenen Wasserversorgung instand halten können gibt es auch gar keinen Grund über einen Beitritt nachzudenken. Sollte sich dies ändern, wäre über einen Beitritt nachzudenken. Ist dies im Moment aber der Fall? Eindeutig Nein. 

 
 

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